„JONAS IN THE FIELDS(nach Vorführung Kino-Metropolis, Filmfest Hamburg)

 

Bei mir hat sich mein enger, teils erstarrter Alltagsblick mit diesem Film von

Peter Sempel wieder weit geöffnet. Und seitdem kreist die unbeantwortbare

Frage schon eine ganze Weile nach der Freiheit des Menschen beschwingt in

meinem Kopf herum.

Ohne Zweifel, ich habe kaum Menschen in Augenschein genommen, die eine so

große Freiheit als Person ausdrücken wie Jonas Mekas, der immer in

Bewegung nie alt geworden ist.

 

Erinnerung – Träumen

Träumen – Erinnerung

 

Jonas ist immer in Bewegung, auch wenn er inne hält, sitzt, steht – diesen

wachen, offenen klugen Augen scheint nichts zu entgehen von der

Lebendigkeit dieser Welt und den vielen Wahrnehmungen und Bildern davon.

Es ist eine Freude Jonas beim Gehen und Sehen zu betrachten und immer

wieder zu sehen wie er in einem eigenen Spiel neue Verbindungen in der

Wahrnehmung der Bilder dieser Welt entwickelt. Dabei ist sein ganzer Körper

oft im Einsatz und er tut immer wieder leise und unaufdringlich unverhoffte

Dinge – manchmal ist es nur das Warten auf die Reaktion des Gegenübers, das

seinen geäußerten Worten Raum gibt für die Vieldeutigkeit der Worte, der

Bilder und der Dinge. Jonas ist in allem, selbst in alltäglichen Dialogen

poetisch als ob er uns immer wieder zu sagen scheint, dass Nichts so ist wie

wir denken. Die Bilder und ihre Bedeutungen sind im Fluss. Gesehenes und

Gelebtes führt Jonas Mekas mit in seinem Gepäck ohne daran kleben zu

bleiben. Jonas spielt mit den Möglichkeiten die Welt zu deuten, er hat die Wahl

und das macht ihn reich und lässt ihn Situationen mit der Leichtigkeit des

Träumens verwandeln zu etwas Eigenem und gegen die Starre des

Bestehenden. Das ist seine Freiheit.

Diese Freiheit hat viele Menschen um ihn herum erkannt, fasziniert und

inspiriert und wird noch viele Menschen inspirieren können durch die

filmische Homage von Peter Sempel an Jonas Mekas.

 

In der ständigen Bewegung der Bilder verschwimmen Vergangenheit und

Gegenwart, von Orten wie den Häuserfluchten New Yorks und den grünen

oder schneebedeckten Feldern Litauens und verschmelzen zu Bildern eines

Lebens.

 

Beeindruckend ist für mich, dass die Bilder im Film von Peter Sempel diesen

Jonas Mekas vermitteln und keinem Muster vom Zyklus des Lebens folgen

sondern diese Bilder einfach fließen und fließen. So ist es klar, dass es weiter

geht – wie auch immer.

 

 

DANKE.

 

Laila Unger